Tuesday, July 12, 2022

SC Berlin in der Walsroder Zeitung


In der Walsroder Zeitung gab es eine prominente Berichterstattung über Leon Schneider, Carsten Bock und den Subbuteo Club Berlin. Die beiden Häuslinger (Niedersachsen) formen die “Außenstelle Heidekreis” des SC Berlin, dem sie über familiäre Bande angehören. Durch die räumliche Entfernung sind Teilnahmen an den Trainingsabenden des Club eher selten und so sucht man Gleichgesinnte aus der Region Lüneburger Heide, um die Zeit zwischen den Turnieren zu überbrücken.

Der nachfolgend wiedergegebene Artikel von Thomas Künning erschien am 28. Juni 2022 in der Walsroder Zeitung (https://www.wz-net.de/index.php?&kat=10&artikel=112171251&red=21)

Subbuteo: Per Fingerschnipp zur Weltmeisterschaft in Rom

Während der “gemeine Kicker” in der Regel nur seine Fußballschuhe putzt, wird bei der kleinen Schar einer bestimmten Fußball-Spezies mit Liebe zur “Petitesse” gleich der ganze Spieler poliert - um Reibungsverlusten vorzubeugen. Subbuteo heißt die Tischfußball-Variante, die in Deutschland insbesondere in den 1960er- und 70er-Jahren stark angesagt war, inzwischen hierzulande aber nur noch von einer kleineren Gruppe wahrer Liebhaber für die Miniaturausgabe des großen Fußballs betrieben wird. Ein junger Shootingstar, der sich ganz besonders auf das versierte Schnippen mit den winzigen Figürchen versteht, die bei ihm sogar das Trikot seines geliebten einstigen Bundesliga-Dinos HSV tragen, ist Leon Schneider. Der 16-jährige Häuslinger hat sich als Deutscher Juniorenmeister der U16 und Deutscher Vizemeister der U20 sogar für die kommenden Weltmeisterschaften in Rom qualifiziert. Und vor wenigen Tagen konnte er schon mal vorglühen gemeinsam mit seinem “Quasi-Stiefvater” Carsten Bock (44), mit dem er zusammen im Patchwork-Familienteam gemeinsam mit Onkel Nico Müller bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Subbuteo in Kamen debütierte.

Foto: Thomas Künning

Hrubesch-Konturen passen nicht auf HSV-Winzlinge

Zugegeben: Das einstige Kopfballungeheuer Horst Hrubesch als wahren Riesen hätte auch Leon Schneider wohl von den Konturen nicht auf seine nur zwei Zentimeter kleinen, aber heiß geliebten Spielerfigürchen im markanten schwarz-weiß-blauen HSV-Rautendress zaubern können. Aber menschengetreue Gesichter haben die zehn Mini-Avatare ohnehin nicht, die der Häuslinger seinem Figurenkoffer entnimmt. Während der Torhüter bereits mit der längeren beweglichen Führungsstange am Kopfende des Spielfelds lauert, um die ersten abgefeuerten Fingerschnipp-Schüsse der menschlichen Antriebskräfte durch die von ihnen geführten Figürchen mit dem halbrunden Sockel mit stoisch unerschrockener Miene zu parieren. Auf der Gegenseite hat sich Carsten Bock, der Lebensgefährte von Leons Mutter Stefanie “Steffi” Schneider bereits mit seinen Eintracht-Frankfurt-Figürchen positioniert. Hier im heimischen Wohnzimmer-Duell als Gegner, während beide zusammen bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft gerade gemeinsam in einem Viererteam zusammen mit Leons Onkel Nico Müller und einem vierten Spieler für den SC Berlin antraten.


Als Kleiner Junge in Onkels Kellerstadion infiziert

Schon als kleiner Junge wurde Leon einst durch seinen Onkel von dessen ganz besonderer Leidenschaft für die Beherrschung der Fingerfertigkeit und taktischen Finesse dieser Fußball-Begeisterung im Miniformat fasziniert. Denn der in Berlin lebende Nico Müller hat in seinem Keller als “Union”-Fan sogar das Stadion seines Berliner Lieblingsvereins originalgetreu nachgebaut als Rahmen für die heißen Subbuteo-Duelle auf dem grünen Spieltuch in natürlich auch professioneller Qualität. Nico Müller gilt als Hardcore-Fan in Sachen Subbuteo, verfügt als Sammler über unzählige verschiedenste Ausführungen dieses Spieles von den Ursprüngen von 1947 bis heute, die den ganzen Kellerraum regalweise gehortet und stolz präsentiert füllen. 

“Schnipp-Lehrgeld” in Kamen

Erst im vergangenen Jahr 2021 konnte Müller allerdings auch seinen Neffen überzeugen, sich auch turniermäßig im Subbuteo zu versuchen, ebenso wie seinen erst kürzlich nach Häuslingen gezogenen “Halbschwager” Carsten Bock, die so dem von Familienmitglied Müller gegründeten SC Berlin beitraten. Knapp ein Jahr später glänzte Leon Schneider bereits als Deutscher Einzelmeister der Junioren und fiebert nun seinem Start bei der Weltmeisterschaft im September 2022 in Rom entgegen. Praktisch als eine Art Patchwork-Familienteam mit Ergänzung versuchten sich Schneider, Bock und Müller vor wenigen Tagen auch erstmals bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Kamen durchzuschnippen. “Da mussten wir ein bisschen Lehrgeld zahlen”, räumt der Häuslinger Carsten Bock ein nach dem wohl noch verbesserungsfähigen fünften Platz - von insgesamt sechs Mannschaften, den sie mit ihrem Team-Quartett des SC Berlin gegen die durchweg sichtlich erfahrenere Konkurrenz belegten. Mit nur einem Sieg gegen das B-Team des BSC Schwalbach, dessen A-Team sich den Deutschen Meister-Titel sicherte.

Häuslinger Allianz mit Bundeshauptstadt

Dennoch zeigte sich die Häuslingen-Hauptstadt-“Spielgemeinschaft” stolz, überhaupt erstmals bei dieser Mannschafts-DM anzutreten und dass dieser nationale Gipfel mit den Spielerwinzlingen überhaupt ausgetragen werden konnte. Während es beispielsweise “im tischfußball-verrückten Italien”, so Insider Nico Müller, eine richtige Ligen-Staffel von “Serie A bis D” analog zum großen Profifußball gebe und sogar Prämien gezahlt würden, fristet Subbuteo in Deutschland seit Ende der siebziger Jahre nur noch das Dasein einer Randsportart im Deutschen Tischfußballbund . Etwa 100 Spieler gibt es hierzulande, schätzt der Berliner. Und die frisch entbrannten Häuslinger suchen händeringend vor Ort nach Verstärkung. “Wenn wir Besuch bekommen, spielen wir immer mal eine Runde mit ihnen, aber es ist noch nicht gelungen, dass jemand dabei bleibt”, lächelt Carsten Bock verzweifelt. “Deutschland ist mehr Tippkick-Land”, mutmaßt Nico Müller. “Aber man kann hier auch als Zuschauer mitfiebern”, ergreift Stefanie Schneider Partei für ihre spielhungrigen Männer, bei deren Wettbewerben sie selbst Fotos macht und filmt. Ihr Schwager Nico Müller hat sogar einen eigenen Youtubekanal, sowie Instagram- und Facebook-Account für Subbuteo. Leon Schneider muss dagegen trotz frischem DM-Ruhm und WM-Qualifikation gemeinsam mit Familienpartner Carsten Bock schon mindestens bis Hannover fahren, um beim dortigen Trainingsabend des Vereins SG 94 Hannover auch einigermaßen heimatnah noch mal eine externe Spielgelegenheit zu bekommen.

Foto: Thomas Künning

Zwischen ruhiger Hand und Motorradrennen

Ansonsten wird am heimischen Tisch aber auch schnippend gekickt - wozu Hannoveraner und andere Spieler auch mal zu Gast kommen. Sofern es die Zeit zulässt für den in der Woche vielfach bundesweit im Außendienst als Projektleiter für Labortechnik geforderten Carsten Bock. Während Leon Schneider als Zehntklässler am Walsroder Gymnasium zwar auch noch den einen oder anderen gleichgesinnten HSV-Fan im großen Fußball finden mag, in Sachen Miniatur-Fußballzauber aber doch weiter Einzelkünstlerstatus genießt. Doch Onkel Nico weiß, was einen wahren “Subbuteo-Messi” auszeichnet: “Eine sichere Schnipptechnik und Nervenstärke in entscheidenden Situationen, das ist ein bisschen wie beim Golf”, nennt der Berliner Übervater in Sachen familiärer Begeisterungsfähigkeit für das kleine “Spielwerk” die entscheidenden Attribute: “Eine gute Auge-Hand-Koordination und Fingerfertigkeit gehören auch dazu!” Wenn Leon Schneider und Carsten Bock allerdings in ihrer Freizeit mal nicht die “ruhige Hand” trainieren, lieben beide als Ausgleich auch die etwas rasantere Tour auf ihren jeweiligen Motorrad-Rennmaschinen - Adrenalin für alle Fälle: Im Kleinen wie im Großen. 

Subbuteo-Info 

Subbuteo ist ein aus England stammendes Tisch-Fußballspiel für zwei Spieler. Gespielt wird Subbuteo auf einem grünen Tuch (meist aus Baumwolle oder einer Art Micro-Kunstrasen), das etwa 80 Zentimeter breit und 120 Zentimeter lang ist. Anders als etwa bei Tipp-Kick verfügt jeder Spieler über zehn frei bewegliche Feld-Figuren, etwa zwei Zentimeter hoch, auf einem abgerundeten Sockel. Der Spielball hat einen Durchmesser von ebenfalls etwa zwei Zentimetern. Die Torwarte sind an einer Stange befestigt und werden von der Rückseite des Tores bedient. Gespielt wird Subbuteo, indem man den Zeige- oder Mittelfinger durch Druck auf das Spieltuch (nicht auf den Daumen) spannt und eine Spielfigur “schnippt”, also schnellen lässt. Der Ball wird dann je nach Richtung und Kraft der Spielfigur bloß berührt oder vorangetrieben. Die Art dieser Bewegung ist vergleichbar mit der beim Billard oder Carrom. 

Da alle Figuren nur durch Schnippen und nicht von Hand an die gewünschte Stelle bewegt werden dürfen, haben bei Subbuteo - anders als bei den meisten anderen Tischfußballspielen - auch Strategie und Taktik eine große Rolle. Daher kommt Subbuteo dem echten Fußballspiel nahe. Im Laufe der Jahre hat sich Subbuteo von einem Spiel zum Wettkampfsport entwickelt: So werden deutsche Meisterschaften genauso ausgetragen wie Europapokalwettbewerbe und Weltmeisterschaften. Quelle: Wikipedia

Anmerkung der Redaktion: Beim Mannschaftswettbewerb spielen vier Einzelspieler pro Team an vier Paralleltischen gegen ihr gegnerisches Team.

Weitere Info für Interessierte auch zur Spielmöglichkeit in Häuslingen bei Carsten Bock, Telefon 0176/64742837 oder E-Mail an car.bock@web.de.